Test: Sony PRS-T1 als Korrekturhilfe

Seit ein paar Wochen nenne ich jetzt den Sony PRS-T1 mein eigen, geplant war, das Ding als Korrekturhilfe zu verwenden (s. hier). Eine erste Runde habe ich mittlerweile hinter mich gebracht, hier ein paar Eindrücke und Einschätzungen, ob das Gerät für den gewünschten Zweck taugt.

Kommentarfunktion
Die Eingabe eines Kommentars kann zum einen verbunden mit einer Markierung erfolgen, danach ist ein Wort im Text grau hinterlegt, der Kommentar kann mit Langklick auf das Wort abgerufen werden. Dafür steht entweder eine handschriftliche Notiz/Zeichnung oder ein mit Hilfe einer virtuellen Tastatur eingegebener Text zur Verfügung. Zum anderen kann man auf dem Touch-Screen aber auch wild rummalen, mit dem Finger oder (etwas präziser) mit einem kleinen Plastikstift. Vorteil der letzteren Methode ist, dass man die Notizen auf der Seit sofort sieht, wenn man sie wieder aufruft, Nachteil ist, dass man weniger Platz hat, weil man die Zeilenabstände des Textes nicht ändern kann (so dass man z.B. zwischen den Zeilen schreiben könnte).
Was nicht so prickelnd ist: benutzt man den Stift, gibt es links oben einen Umschalter von Stift zu Radiergummi. Dieser ist sehr grob und radiert schonmal schnell Sachen weg, die man nicht radieren wollte, was doppelt blöd ist, weil es für das Radieren keinen "undo"-Knopf gibt. Zusätzlich verdeckt der Umschalter einen Teil des Textes (wenn auch nur ein paar Worte in den ersten beiden Zeilen), so dass man links oben keine Kommentare mit dem Stift einzeichnen kann. Ggf. lässt sich das durch eine Änderung des Seitenlayouts beheben, so weit bin ich aber in der Beherrschung des Geräts noch nicht gekommen.

Kommentarübersicht
Über das Menu kann man sich eine Übersicht über alle angelegten Notizen aufrufen, was hilft, wenn man schnell zur nächsten Seite springen will, die eine Notiz enthält.
Großer Nachteil: In der Liste werden die ersten Worte der Seite dargestellt, auf der sich die Notiz befindet. Um welche Notiz es sich handelt, sieht man erst, wenn man die Seite anwählt, lediglich die Art der Notiz (Zeichnung auf der Seite, angelegter Kommentar) ist ersichtlich. Das man den Inhalt der Notiz nicht sehen kann, leuchtet bei handschriftlichen Notizen zwar ein (schließlich gibt es keine Erkennung der Schrift), bei eingetippten Texten jedoch nicht.

Allgemeines
Der Reader ist klein, leicht, intuitiv zu bedienen und macht bis jetzt einen ganz guten Eindruck. Einmal gab es einen Absturz, dieser war allerdings mit keinen merklichen Folgen verbunden, die zuletzt gelesene Seite ließ sich sofort wieder aufrufen.
Synchronisiert habe ich meine Bücher mit calibre, beim zweiten Aufruf ging das nicht mehr ganz so einfach vonstatten, einzelne Bücher konnten immer noch synchronisiert werden, alle auf einmal ging nicht mehr. Calibre meldete ein Problem mit dem Speicher des Geräts, was das sein könnte, habe ich noch nicht heraus gefunden.

Praxistest
Schwierig beim ersten Mal, weil man sich erst umgewöhnen muss. Das Kommentieren mittels Stift funktioniert auf jeden Fall ganz gut, man muss nur etwas langsamer als sonst schreiben, weil das Gerät etwas "nachhängt" und die Buchstaben sonst eckig und unleserlich werden. Für längere Kommentare kann man die Notizfunktion verwenden, was allerdings nachher mit mehr Aufwand verbunden ist, wenn man diese in den Originaltext übernehmen will, weil diese durch Langklick erst wieder aufgerufen werden müssen.
Ein wenig Experimentieren mit den Seiteneinstellungen steht noch aus, ggf. kann man da noch etwas übernehmen. Das Änderung des Seitenlayouts während des Korrigierens hat überhaupt nicht funktioniert, was nervt, leider aber auch logisch ist: Wenn man mit dem Stift Kommentare einfügt und dann die Schriftgröße im Reader völlig anders einstellt, müssen die alten Kommentare irgendwie kaputt gehen, weil diese nicht auf das neue Layout passen. Zum Glück war nach dem Zurückstellen auf die alte Größe alles wieder gut.
Das Übernehmen der Korrekturen in den Originaltext verläuft ähnlich wie bei der Korrektur auf Papier, dauert allerdings etwas länger, da man die Notizen teilweise erst öffnen muss. Will man die Kommentare nach Erledigung wieder entfernen, erwartet einen zusätzlicher Aufwand.

Fazit
Ebenfalls schwierig nach der ersten Korrekturrunde. Auf jeden Fall funktioniert das Korrigieren von Rechtschreibung und Grammatik ganz gut, wenn es auch länger dauert, als wenn man einfach auf Papier malt. Bei der zweiten und dritten Runde desselben Buches rechnen sich aber wahrscheinlich irgendwann auch Aufwand und Kosten für das Papier, das man einspart. Zeit spart man in jedem Fall aber nicht, vor allem, da alle Umbrüche anders sind als in seiner Word-Vorlage, so dass man die Textstelle, die man korrigieren will, meist erst einmal suchen muss.
Für weitreichendere Korrekturen ist der Reader nur bedingt geeignet. Macht man sich z.B. eine Notiz wie "Mit Kapitel 2 vergleichen", kann man bei einem ausgedruckten Manuskript mal schnell zwei Seiten nebeneinander legen und schnell hin und her wechseln. Auch das Auffinden der Stellen geht deutlich schneller. Beim Reader zwischen zwei entfernten Textstellen hin und her zu schalten, ist so aufwändig, dass man es gleich lässt. (Hier werde ich speziell nochmal recherchieren, es gibt einen Zwei-Seiten-Modus, ich befürchte allerdings, dass man dabei nur zwei aufeinander folgende Seiten angezeigt bekommt und nicht zwei beliebige.)

Also: Test bestanden, mit Einschränkungen. Mehr nach weiteren Korrekturrunden und Gewöhnung an das neue Medium.


EDIT 2017: Mittlerweile möchte ich nicht mehr ohne. Wenn ich mir überlege, was ich schon an Papier eingespart habe, da hat sich der Kaufpreis mehr als rentiert. Ich habe mir in der Zwischenzeit schon diverse andere Geräte angesehen, zum Teil auch mit Beleuchtung, aber die Korrekturfunktionen ließen alle schwer zu wünschen übrig, daher wird es beim dem PRS-T1 bleiben, bis er den Geist aufgibt, und selbst dann werde ich wahrscheinlich einen gebrauchten nachkaufen.

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Dieses Zitat ist offenbar nicht von Kafka