Buchmarketing: Rezensionen in Buch-Blogs

Ein häufig genutzter Marketingkanal für Autoren, insbesondere für Self Publisher, sind natürlich Buchblogs, betrieben von Buchbegeisterten und zum Teil mehr oder weniger Lesesüchtigen, die ihre Meinung über die gelesenen Werke der Welt kundtun.

Buchblogger für sein Buch zu begeistern, ist wahrscheinlich eins der meistgenutzten Mittel, um auf ein Werk aufmerksam zu machen, zum Teil schon vor der Veröffentlichung, damit das Buch mit einem guten Polster an Empfehlungen und Rezensionen auf dem Markt starten kann. (Dass auch Verlage schon lange auf den Zug aufgesprungen sind, ist ein alter Hut und wurde an dieser Stelle schon einmal Thema eines Posts.)

Da ich selbst schon Rezensionsanfragen erhalten habe, in denen mein Blog gelobt und dann nach einer Rezension gefragt wurde (was ich mit der Antwort "Wenn Dir mein Blog tatsächlich so gefällt, müsstest du wissen, dass ich keine Rezensionen schreibe" quittieren musste), wollte ich dafür sorgen, dass von mir nicht willkürlich alle, sondern nur diejenigen mit einer Anfrage beehrt werden, bei denen ich mir auch vorstellen konnte, dass das Buch zum Blogger, dessen Blog, den besprochenen Genres, etc. passt. Zu diesem Zweck habe ich mich ausgiebig in der "Topliste" von lesestunden.de umgesehen, die die meistverlinkten Buchblogs auflistet.
In mehrwöchiger Kleinarbeit habe ich mir dann ca. 600 (!) Buchblogs angesehen und mir notiert, welche Genres besprochen werden, damit ich die Arbeit nur einmal machen muss, falls ich diesen Weg noch einmal beschreiten wollte. Letztendlich hatte ich eine Liste von ca. 80 Blogs, die mir gut zu passen schienen, weil dort bereits Bücher besprochen wurden, die dem meinen ähnlich sind. In einem kurzen Anschreiben (Betreff: "Rezensionanfrage") stellte ich mich vor, erklärte, wie ich an den Blog gekommen war und warum ich den Betreiber anschrieb, und gab abschließend noch einige Informationen zum Buch und der Hoffnung Ausdruck, dass man das Werk vielleicht gerne lesen und bespreche möchte.

Ergebnis
Von ca. 80 angeschriebenen Blogs kamen sechs Zusagen, drei Interessensbekundungen mit dem Versprechen, sich später noch einmal zu melden, 21 Absagen und von dem Rest: nichts.
Einige Wochen später fragte ich bei den 50, die sich gar nicht gemeldet hatte, noch einmal nach, ob die Mail vielleicht nicht angekommen sei, ob man generell kein Interesse habe, etc. etc., schlichtweg, um zu erfahren, ob mein Anschreiben vielleicht einfach nicht ausreichend gewesen war. Die Antwortrate war ähnlich wie zuvor, nur ca. zehn Blogger antworteten und sagten ab, meist aus Zeitmangel, zum Teil aber auch aus haarsträubenden Gründen wie z.B. "ich dachte nicht, dass es sich um eine Rezensionsanfrage handelt" - was sollte es sonst sein, wo genau der Begriff schon im Betreff stand?
Von den drei Interessensbekundungen kam nichts mehr, von den sechs Zusagen meldeten sich drei nicht wieder (zwei davon, obwohl ich ihnen das Buch schon zugeschickt hatte), die drei anderen verfassten schließlich ihre (ausnahmslos sehr positiven) Rezensionen.

Fazit
Mehrere Wochen Arbeit für das Sichten von Hunderten von Blogs, damit ich auch wirklich nur die richtigen anschreibe, trotz allem eine Antwortquote zum Abgewöhnen, wobei ich mich frage, warum man nicht entweder kurz Zeit findet, um etwas zu schreiben wie "Tut mir leid, nicht mein Ding, keine Zeit, keine Lust, hab mir das Lesen abgewöhnt", oder aber auf seinem Blog vermerkt, dass man von Anfragen absehen soll. Dass von den sechs Zusagen und nach dem Versand von fünf Büchern letztendlich auch nur die Hälfte eingehalten wurde, stimmt zusätzlich mindestens nachdenklich.
Das Dumme an der ganzen Geschichte: Ich weiß noch nicht einmal, woran es gelegen hat. Sämtliche Rückfragen nach meinem ersten Anschreiben wurden fast einhellig damit beantwortet, dass die Anfrage völlig in Ordnung sei, man nur eben keine Zeit oder Lust oder das Buch einen nicht angesprochen habe (auch hier: warum nicht das eben kurz mitteilen?).
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man als Blogger irgendwann zu überladen ist mit Dingen, die man lesen soll, wenn man es einfach nicht schafft, Anfragen abzulehnen, und dann keine Zeit mehr hat für dass, was man lesen will, dann aber wiederum: Warum teilt man das der Welt nicht einfach mit?

Jetzt könnte man sagen: Warum beschwerst du dich denn? Du hast doch drei tolle Rezensionen bekommen! ... ja, richtig. Ich hatte mir nur angesichts des immensen Aufwands etwas mehr erhofft und war letztendlich von der mangelhaften Bereitschaft eines absoluten Großteils der Angeschriebenen, eine freundliche Anfrage wenigstens eben kurz zu beantworten, mächtig enttäuscht und stehe dem immer noch mit ziemlichem Unverständnis gegenüber. Würde ich einen Buchblog betreiben und keine Lust auf Anfragen haben, würde ich das unmissverständlich auf die Kontaktseite schreiben und wäre fein raus - aber so?

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Dieses Zitat ist offenbar nicht von Kafka